Was ich eigentlich sonst noch tue… Die Lehrhaus-Reihe der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit

Seit 2006 gibt es nun die Lehrhaus-Reihe, eine von mir kreierte und von Anfang an verantwortete Veranstaltungsreihe innerhalb der Kölnischen Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit mit jeweils sechs Veranstaltungen im Jahr. 

In der Reihe haben wir nicht nur interessante Themen aufgegriffen, viele Entwicklungen wurden hier beleuchtet bevor sie einer breiten Öffentlichkeit bekannt wurden: bereits 2006 beschäftigten wir uns mit der Einheitsgemeinde, 2007 stellte Prof. Dr. Hiltrud Kier das Kölner Judenviertel und die Idee eines Jüdischen Museums vor, 2008 unternahmen wir eine Führung mit Dr. Sven Schütte durch die archäologische Zone, 2010 besuchten wir das NS-DOK, 2011 den Kölner Dom und ließen uns von Dr. Bernd Wacker die antijüdischen Artefakte zeigen, 2013 sprach Dr. Rolf Mützenich, der spätere SPD-Bundestagsfraktionsvorsitzende, über „Die Wahlen in Israel“ und 2016 stellte der damals noch „künftige“ Leiter des MIQUA Dr. Thomas Otten das Konzept der Archäologischen Zone vor.

Jetzt planen wir in Kooperation mit dem NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln unter dem Titel Das NS-Dokumentationszentrum zur jüdischen Geschichte eine Vorstellung des NS-DOK – damit sind wir nicht zu spät, denn das NS-DOK hat in den über 30 Jahren seines Bestehens eine beeindruckende Entwicklung genommen. Die wollen wir in drei Veranstaltungen darstellen. Alle Veranstaltungen finden im NS-DOK, Appellhofplatz 23, Köln, jeweils um 19:00 Uhr statt. Für alle drei Veranstaltungen gilt 3G und die Maskenpflicht. Und für alle drei Veranstaltungen melden Sie sich bitte an unter der Telefonnummer 0221-3382 225 oder per Email an kontakt@koelnische-gesellschaft.de. Alle drei Veranstaltungen sind kostenfrei!

5. Oktober 2021, 19 Uhr

Forschung: Sammlung und Dokumentation

mit Birte Klarzyk, Historikerin zur jüdischen Geschichte im NS-DOK, und Nina Matuszewski, wissenschaftliche Dokumentarin im NS-DOK

Seit der Gründung des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln sind die Forschungen zur jüdischen Geschichte ein zentrales Aufgabengebiet. Aus den langjährigen Recherchen zu den Lebensgeschichten jüdischer Kölnerinnen und Kölnern sind weit verzweigte Kontakte zu Überlebenden der Shoah sowie Nachfahren der ehemaligen Kölner Bürgerinnen und Bürger entstanden. Viele von ihnen sind bereit, dem NS-DOK auch persönliche Dokumente wie Briefe, Familienfotos und Tagebücher zu überlassen, so dass im Laufe der Jahre eine umfangreiche Sammlung familiengeschichtlicher Objekte aufgebaut wurde. Sie erlauben es, zusammen mit weiteren Quellen aus diversen Archiven, die Lebensgeschichten der Familien weit über die NS-Zeit hinaus zu rekonstruieren. Ein weiteres zentrales Resultat der Forschungsarbeit ist das Gedenkbuch für die jüdischen Opfer des Nationalsozialismus aus Köln, welches heute online zugänglich ist und fortlaufend aktualisiert und ergänzt wird.

2. November 2021, 19 Uhr

„In erheblichem Ausmaß persönlich an Grausamkeiten beteiligt“.  Zur „Täterforschung“ im Kölner NS-Dokumentationszentrum 

mit Dr. Thomas Roth, Historiker im NS-DOK 

Zu einem Schwerpunkt der NS-Forschung entwickelte sich ab den 1990er-Jahren die „Täterforschung“, die Auseinandersetzung mit den Akteuren von NS-Terror und -Verfolgung. Sie hat unser Bild der NS-Gesellschaft geschärft und neue Perspektiven auf die Shoah eröffnet. 
Das NS-DOK ist den Opfern des NS-Regimes gewidmet. Es hat von Beginn an aber auch „die Täter“ in den Blick genommen. Das EL-DE-haus ist auf eindrückliche Art Opferort und Täterort in einem. Der Vortrag skizziert, welche Forschungen in den letzten Jahrzehnten entstanden sind, welche Desiderate bestehen, welche Erkenntnisse gewonnen wurden. Dabei stehen – neben Partei, Verwaltung, Justiz – die Einheiten der Polizei im Mittelpunkt.

7. Dezember 2021, 19 Uhr

“[m²] miteinander mittendrin. Für Demokratie – Gegen Antisemitismus und Rassismus”. Die Auseinandersetzung mit aktuellem Antisemitismus im NS-DOK]

mit Dr. Stefan Hößl (Bildung), Stella Shcherbatova (Beratung), Daniel Vymyslicky (Meldestelle, Dokumentation) – alle von [m²] im NS-DOK 

Ein junger Mann sitzt in einer Kölner S-Bahn, seine Davidstern-Kette hängt gut sichtbar aus dem T-Shirt. Minutenlang starren ihn drei Männer an. Auf die hasserfüllten Blicke folgen schließlich die Worte: “Ekelhafter Jude!”

Das Beispiel verdeutlicht: Antisemitismus ist alles andere als ein Problem der Vergangenheit, sondern auch für Kölner Jüdinnen und Juden eine reale, alltagsprägende Bedrohung.Um dem etwas entgegenzusetzten, informiert und sensibilisiert die Fachstelle “[m²] miteinander mittendrin. Für Demokratie – Gegen Antisemitismus und Rassismus” im NS-Dokumentationszentrum zum Themenfeld Antisemitismus und arbeitet dabei in folgenden Bereichen: Bildungsarbeit, Dokumentation antisemitischer Vorfälle, sowie Beratung für Betroffene von Antisemitismus. Diese werden anhand konkreter und lokaler Beispiele vorgestellt.

Wir müssen uns um alle kümmern!

Die Synagogen-Gemeinde Köln hat heute rund 4.000 Mitglieder. Das ist allgemein bekannt. Nicht im Bewusstsein vieler Menschen ist aber die demographische Entwicklung, das bedeutet, wie entwickelt sich die Altersstruktur der Gemeinde. Das ist keine statistische Spielerei, sondern eigentlich sollte sie Grundlage für unsere Gemeindepolitik sein.

1992 waren 32 %, also ein Drittel unserer Mitglieder unter 30 Jahre alt. 

2020 sind es keine 18 % mehr.

Ja, es stimmt, mehr als 37 % sind über 70 (1992 waren es noch 18 %), 20 % (1992 7,17 %) gar über 80, und natürlich müssen wir uns um diese Menschen kümmern. Deshalb brauchen wir nach wie vor Porz und Chorweiler und eine leistungsfähige Sozialabteilung.

Aber unsere Zukunft sind die jungen Leute, die wir nicht nur nicht mehr haben, sondern die wir kontinuierlich verlieren. 

Das muss unser Thema sein, dazu brauchen wir eine attraktive Gemeinde, eine Gemeinde, die jungen Menschen hilft bei ihrer Menschwerdung, ihrer Ausbildung, ihrer beruflichen Entwicklung, der Familiengründung: das muss im Zentrum unserer Gemeindearbeit stehen, sonst werden wir nicht überleben.

Es ist gut und wichtig, dass eine Reihe junger Gemeindemitglieder sich bereit erklärt hat, für die neue Gemeindevertretung zu kandidieren.

Wir brauchen eine jüdische Gemeinde, die zur Mitarbeit einlädt, die offen ist für vielfältige Meinungen, die transparent ist und partizipativ. Ja und dazu brauchen wir eine Synagogen-Gemeinde, die unter ihrem Dach eine Vielfalt an jüdischen Strömungen vereint. Der Trend geht hin zu einer pluralen Gemeinschaft unter einem Synagogendach. Überall, nur nicht in Köln. Aber nur so ist die Vielfalt langfristig tragfähig. 

Warum ich kandidiere…

Die Wahlen zur Gemeindevertretung am 25. Oktober 2020 zeigten eine äußerst niedrige Wahlbeteiligung. Klar, Corona bedingt wird so manches Gemeindemitglied auf den Weg zur Roonstraße verzichtet haben, aber knapp 13 % ist unvergleichlich wenig. Der Sieger der Wahl ist nur von jedem 13. Gemeindemitglied gewählt worden, der letzte der gewählten Kandidaten nur von jedem 31.!

Bei den letzten Gemeindeversammlungen war die Teilnahme auch nur begrenzt, noch deutlicher die Zahl der Diskutanten: jeweils unter zehn Gemeindemitgliedern hatten etwas zu sagen.

Warum ist das so? Ich denke, es liegt an einer mangelnden Beteiligung durch den Gemeindevorstand. Nicht erst seit letztem Oktober, sondern seit vielen Jahren. Der jeweilige Vorstand tut, was er will. Kaum informiert er die Gemeindevertretung, geschweige denn die Mitglieder. Die Vorgänge Anfang des Jahres in unserem Elternheim, die Renovierung der Synagoge in der Roonstraße, die Gründe für die Neuansetzung von Neuwahlen zehn Monate nach den letzten Wahlen – alles Bereiche, wo die Gemeinde bis auf ein paar kleine Details im Unklaren gelassen wurde. Diese Aufzählung ließe sich nahezu unbegrenzt fortsetzen.

Zwei Beispiele:

Im Vorwort des Vorstandes zum letzten Gemeindeblatt (August 2021) lesen wir „Über den Fortgang der Arbeiten, die schon unter der Federführung des Architekten Herrn Manuel Herz in Zusammenarbeit vor Ort mit unserem hochgeschätzten Herrn Zvi Röttger stattfinden, werden wir Sie fortlaufend.“ – Haben Sie irgendetwas dazu gelesen? Außer vor mehreren Monaten, dass der Vorstand viel Geld besorgen konnte. Respekt dafür. Aber was ist geplant? Was wird mit der alten Substanz? Wird der Betrieb der Synagoge aufrechterhalten?  Das wäre doch interessant zu erfahren.

Die Gemeindewahlen sind vom Schiedsgericht am 29. Juli 2021 für ungültig erklärt worden. Dazu findet sich in der August-Ausgabe des Gemeindeblattes kein Wort, obwohl der Redaktionsschluss am 06. August war. Und es ist natürlich Zufall, dass die Vorstandsmitglieder im Grußwort jeweils einzeln zu Wort kommen und die Rückseite vom Vorstandsmitglied Dr. Michael Rado und seinen Mitkandidaten geziert wird.

Partizipation, Teilnahme setzt Mitnahme voraus. Nur wenn Menschen beteiligt werden, engagieren sie sich – diese Grundregel nimmt unser Gemeindevorstand nicht zur Kenntnis. Warum auch. Desto weniger Gemeindemitglieder sich beteiligen, desto „besser“ kann er seine Aufgaben ungestört wahrnehmen. Kritik am Vorstand, ja selbst einfache Nachfragen werden sofort als Missachtung seines Engagements, das ich gar nicht in Abrede stellen möchte, verurteilt.

Die Konsequenz: immer weniger Gemeindemitglieder beteiligen sich, gleich in welchem Bereich. „Es bringt doch sowieso nichts.“ Da die Gemeinde finanziell gut aufgestellt ist, fällt der Ausfall der Ehrenamtlichen gar nicht auf.

Ich denke, eine jüdische Gemeinde lebt vom Engagement aller, von deren Mitarbeit, von deren Ideen. Deshalb ist eine meiner Hauptforderungen die Forderung nach mehr Informationen, Transparenz und Beteiligung. Nur wir alle bilden die Synagogen-Gemeinde Köln.

Gemeindewahlen am 07.11.2021 beschlossen

Am 29. August 2021 fand eine bemerkenswerte Gemeindeversammlung statt. In der Einladung, die Anfang August versandt worden war, blieb offen, warum diese Versammlung eigentlich einberufen wurde. Allerdings stand auf der Tagesordnung „Festsetzung des Termins für Neuwahlen“ – merkwürdig, da die letzte Wahl gerade erst zehn Monate her war.

Was war geschehen: Herz Krymalowski hatte die Wahlen vom 25. Oktober 2020 angefochten und das Schiedsgericht hatte am 29. Juli 2021 die Wahl für ungültig erklärt. Diese wichtige Information wurde den Gemeindemitgliedern erst am 25. August mitgeteilt – ohne zu erwähnen, warum das Gericht zu diesem Beschluss gekommen war. Dazu später mehr.

In der Gemeindeversammlung am 29. August wurden zunächst 28 Gemeindemitglieder als Kandidatinnen und Kandidaten zur Gemeindevertretung nominiert – der Wahltag wurde auf den 07. November gelegt.

Ich habe meine Bereitschaft zur Kandidatur erklärt. Was mich dabei bewegte, mit welchen Zielen und Absichten ich antrete, das werde ich die nächsten Wochen auf diesen Seiten versuchen zu erläutern.

Gerne können Sie meine Ausführungen kommentieren oder nachfragen, soweit es mir möglich ist, werde ich auf Ihre Punkte eingehen.