Warum ich kandidiere…

Die Wahlen zur Gemeindevertretung am 25. Oktober 2020 zeigten eine äußerst niedrige Wahlbeteiligung. Klar, Corona bedingt wird so manches Gemeindemitglied auf den Weg zur Roonstraße verzichtet haben, aber knapp 13 % ist unvergleichlich wenig. Der Sieger der Wahl ist nur von jedem 13. Gemeindemitglied gewählt worden, der letzte der gewählten Kandidaten nur von jedem 31.!

Bei den letzten Gemeindeversammlungen war die Teilnahme auch nur begrenzt, noch deutlicher die Zahl der Diskutanten: jeweils unter zehn Gemeindemitgliedern hatten etwas zu sagen.

Warum ist das so? Ich denke, es liegt an einer mangelnden Beteiligung durch den Gemeindevorstand. Nicht erst seit letztem Oktober, sondern seit vielen Jahren. Der jeweilige Vorstand tut, was er will. Kaum informiert er die Gemeindevertretung, geschweige denn die Mitglieder. Die Vorgänge Anfang des Jahres in unserem Elternheim, die Renovierung der Synagoge in der Roonstraße, die Gründe für die Neuansetzung von Neuwahlen zehn Monate nach den letzten Wahlen – alles Bereiche, wo die Gemeinde bis auf ein paar kleine Details im Unklaren gelassen wurde. Diese Aufzählung ließe sich nahezu unbegrenzt fortsetzen.

Zwei Beispiele:

Im Vorwort des Vorstandes zum letzten Gemeindeblatt (August 2021) lesen wir „Über den Fortgang der Arbeiten, die schon unter der Federführung des Architekten Herrn Manuel Herz in Zusammenarbeit vor Ort mit unserem hochgeschätzten Herrn Zvi Röttger stattfinden, werden wir Sie fortlaufend.“ – Haben Sie irgendetwas dazu gelesen? Außer vor mehreren Monaten, dass der Vorstand viel Geld besorgen konnte. Respekt dafür. Aber was ist geplant? Was wird mit der alten Substanz? Wird der Betrieb der Synagoge aufrechterhalten?  Das wäre doch interessant zu erfahren.

Die Gemeindewahlen sind vom Schiedsgericht am 29. Juli 2021 für ungültig erklärt worden. Dazu findet sich in der August-Ausgabe des Gemeindeblattes kein Wort, obwohl der Redaktionsschluss am 06. August war. Und es ist natürlich Zufall, dass die Vorstandsmitglieder im Grußwort jeweils einzeln zu Wort kommen und die Rückseite vom Vorstandsmitglied Dr. Michael Rado und seinen Mitkandidaten geziert wird.

Partizipation, Teilnahme setzt Mitnahme voraus. Nur wenn Menschen beteiligt werden, engagieren sie sich – diese Grundregel nimmt unser Gemeindevorstand nicht zur Kenntnis. Warum auch. Desto weniger Gemeindemitglieder sich beteiligen, desto „besser“ kann er seine Aufgaben ungestört wahrnehmen. Kritik am Vorstand, ja selbst einfache Nachfragen werden sofort als Missachtung seines Engagements, das ich gar nicht in Abrede stellen möchte, verurteilt.

Die Konsequenz: immer weniger Gemeindemitglieder beteiligen sich, gleich in welchem Bereich. „Es bringt doch sowieso nichts.“ Da die Gemeinde finanziell gut aufgestellt ist, fällt der Ausfall der Ehrenamtlichen gar nicht auf.

Ich denke, eine jüdische Gemeinde lebt vom Engagement aller, von deren Mitarbeit, von deren Ideen. Deshalb ist eine meiner Hauptforderungen die Forderung nach mehr Informationen, Transparenz und Beteiligung. Nur wir alle bilden die Synagogen-Gemeinde Köln.

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